Der Gemeindetreff St. Georg

Das Begegnungszentrum unserer Kirchengemeinde, der „Katholische Gemeindetreff St. Georg“, fast immer nur „Treff“ genannt, ist nicht der Endpunkt, sondern eine Zwischenstation auf dem Weg und im Leben der Kirchengemeinde. Um eine solche Einrichtung überhaupt zu erreichen und den „Gemeindetreff“ in seiner jetzigen Form zu ermöglichen, waren vom jeweiligen Kirchengemeinderat, den verschiedenen Gruppen und den einzelnen Personen viele Initiativen, Planungen, Anträge und immer wieder eigenes Handanlegen erforderlich, von den regelmäßig wiederkehrenden Geldsorgen einmal abgesehen.

Nach dem Krieg wurde mit den Pfarrern Andreas Ginter und Dominikus Butscher die kirchliche Jugend- und Gemeindearbeit wieder aufgenommen und als erste Gruppe die „Schwabenjugend“ gegründet. Pfarrer Georg Keim setzte die Jugendarbeit erfolgreich fort und band auch die gesamte Gemeinde stärker in das kirchliche Leben ein.

Die in der Gemeinde und in Gruppen praktizierte Umsetzung des Glaubens im täglichen Leben und in der Freizeit erfordert Begegnung, Bleibe und Forum für die vielfältigen Aktivitäten. Lange Zeit fanden die Treffen und Veranstaltungen im Pfarrhaus, im „Schwalbennest“, im Saal des Gasthauses „Zum Kreuz“, im Pfarrgarten und später auch in der Turnhalle statt.

Anfang der 80er Jahre wurden die Überlegungen der Kirchengemeinde für eine eigene Begegnungsstätte konkreter und die erste Planung für ein Gemeindezentrum in Angriff genommen. Die Planvorlage reichte man Ende 1981 zur Genehmigung bei der Diözese Rottenburg ein. Aus Kostengründen musste man das Vorhaben zwar mehrmals zurückstellen, doch im Januar 1984 wurde die Planung eines kleineren und kostengünstigeren Gemeindezentrums vorangetrieben und erneut zur Genehmigung in Rottenburg eingereicht.

Diese Genehmigungsphase überlagerte sich dann aber mit einer neueren Entwicklung, die sich in Bezug auf den Gasthof „Kreuz“ gegenüber der Kirche abzuzeichnen begann.

Das Gasthaus „Zum Kreuz“ war in der Mitte des 19. Jahrhunderts als landwirtschaftliches Anwesen mit Wirtsstube und kleiner Brauerei erbaut und genützt worden. Im Herbst des Jahres 1909 brannte das Anwesen bis auf die Grundmauern nieder.

Beim Wiederaufbau wurde der Viehstall im Untergeschoss belassen und hinter dem Haus eine separate Scheune über dem dortigen Gewölbekeller errichtet. Das Hauptgebäude bekam anstelle der ursprünglichen Scheune ein Nebenzimmer für die Gastwirtschaft und einen Saal. Bereits im Jahr 1927 erweiterte man das Gebäude in Richtung Rathaus mit einem Anbau, durch den der Saal etwas verlängerte und in den eine Theaterbühne eingebaut wurde.

Das Gasthaus „Zum Kreuz“ wurde so von der Gemeinde und den Vereinen über lange Zeit zu Versammlungen, Festen, Theateraufführungen, Hochzeitsfeiern und von den Vereinen zusätzlich auch als Übungsraum genutzt.

Im Jahre 1979 stand im Gasthaus „Zum Kreuz“ ein Pächterwechsel an und in diesem Zusammenhang war geplant, den Saal als Diskothek zu nutzen.

Vom Pfarrer, dem Kirchengemeinderat und einigen Anliegern wurde diese Entwicklung wegen der zu erwartenden Lärmentwicklung, der möglichen Störung des Kirchenbetriebes und einer nachteiligen Vorbildfunktion für die Jugendfreizeiteinrichtung im „Schwalbennestle“ mit Sorge verfolgt und man hatte auch versucht, einer solchen Nutzung entgegen zu wirken. 1980/81 wurde der Saal dann im Stil eines englischen Pubs eingerichtet und betrieben.

Im Jahr 1984 waren wieder ein Pächterwechsel und eine Nutzung als Nachtlokal im Gespräch, wogegen sich der Pfarrer und der Kirchengemeinderat zur Wehr setzten. Im Gegenzug wurde das „Kreuz“ der Kirchengemeinde zum Kauf angeboten.

Nach einer kurzen und klaren Entscheidungsphase im Kirchengemeinderat und ebenfalls kurzen und hartnäckigen Verhandlungen zwischen Pfarrer Georg Keim und dem bischöflichen Ordinariat in Rottenburg, wurde die Zustimmung zum Erwerb des Gasthauses „Kreuz“ in einem Telefonat zwischen Pfarrer Keim und Direktor Rothmund erteilt. So kaufte die katholische Kirchengemeinde St. Georg, vertreten durch Pfarrer Georg Keim und Robert Schuhbauer, das Gasthaus „Zum Kreuz“ von Herbert Efinger, notariell beurkundet am 20. September 1984.

Mit dem Kauf war auch die Ablösung von diversem Inventar verbunden. Um das Gebäude als Begegnungszentrum nutzen zu können, musste man das Erdgeschoss und die darüber befindlichen Wohnräume renovieren. Zudem war das Dach stark sanierungsbedürftig, womit sich die Gesamtsumme aus Kauf und Renovierung auf rund 950.000 DM erhöhte und nur bis rund 700.000 DM finanziert war.

Nachdem ähnliche und vergleichbare Objekte vom bischöflichen Ordinariat nur mit sehr viel weniger Zuschüssen bedacht werden können, stellten die getätigten Zuschüsse und Zuweisungen eine abschließende Förderung dieser Baumaßnahme dar. Das bedeutete damals,

  • dass die Kirchengemeinde auf keine weitere finanzielle Hilfe der Diözese oder des Ausgleichstocks hoffen kann,
  • dass die künftigen Betriebskosten für die Gemeinderäume aus Eigenmitteln oder Einsparungen im Haushalt aufzubringen sind und
  • dass das Anwesen wieder verkauft werden muss, wenn die Kirchengemeinde ihre eigenen finanziellen Erwartungen beim Ausbau oder beim Betrieb der Gemeinderäume nicht erfüllen kann.

Mit dem Bemühen, einen Arzt im Ortsteil Lauffen anzusiedeln, eröffnete sich für die Kirchengemeinde die Möglichkeit, einen Teil des Untergeschosses des erworbenen Gemeindezentrums als Teileigentum zu veräußern, wofür sich Herr Pfarrer Keim nachhaltig einsetzte.

Mit dem Verkauf wurden zusätzliche Mittel für die notwendigen Renovierungsarbeiten, in diesem Fall für das Dach, beigebracht.

Im Saal war zunächst ein bewirteter Jugendtreff eingerichtet, der sich rasch eines regen Zuspruchs, auch weit über Lauffen hinaus, erfreute. Da aber zunehmend Alkohol konsumiert wurde und es wie beim früheren Gasthausbetrieb zu nächtlichen Lärmbelästigungen kam, führte man diesen Jugendtreff nicht weiter.

Ein wöchentlicher Stammtisch wurde im Georgstüble eingerichtet und bis heute beibehalten.

Der Treff wurde von den Gruppierungen der Gemeinde sogleich angenommen und für deren verschiedenste Belange genutzt.

Durch die Ausstattung des Saales als Pub mit langer Theke und fest eingebauten Sitznischen war der Raum jedoch trotz der verfügbaren Größe als Versammlungsort nur begrenzt tauglich. Eine Abhilfe hierfür und ein schlüssiges Konzept für die Umgestaltung ließen sich wegen der begrenzten Finanzmittel und anderer zwingender Instandhaltungsmaßnahmen vorerst nicht umsetzen.

Als mit der Amtszeit von Pfarrer Edwin Stier auch in Rottenburg ein Wechsel im Finanzressort erfolgte, versuchten Pfarrer und Kirchengemeinderat unter Hinweis auf die vielfältigen Aktivitäten und das Engagement in der Gemeinde sowie die Nutzung des Treff und den allgemeinen Renovierungsbedarf, das Gebäude wieder in die übliche Förderung zurück zu führen. Dieses Vorbringen wurde von der neuen Leiterin des Finanzressorts, Frau Dr. Manz, positiv aufgenommen.

Die notwendigen Instandsetzungs- und Renovierungsarbeiten im Treff waren endlich möglich und konnten nunmehr in Angriff genommen werden. Es war vorgesehen, den Saal bis zur Theaterbühne auszubauen, die Saaldecke zu erneuern, die ursprüngliche Theke durch eine kleinere an anderer Stelle zu ersetzen, die Heizung zu modernisieren und zwei Abschnitte der Kellerdecke zu erneuern. Mit diesem Planungshorizont und der Absicht, möglichst viele der Arbeiten in Eigenleistung auszuführen, wurde voller Tatendrang und Schwung mit der Renovierung des Gemeindetreffs begonnen.

Doch bereits kurz nach dem Beginn der Renovierungsarbeiten waren die Planvorgaben aufgrund der zutage tretenden Bausubstanz überholt: Es verging kaum eine Woche, in der nicht weitere Mängel festgestellt wurden und der Renovierungsumfang fortwährend erweitert werden musste.

Gegenüber der ersten Planung war es notwendig geworden, Teile des Holztragwerks an der Eingangsfront, am Erker und am Südwest-Giebel auszutauschen, die Kellerdecke auch im Treppenhaus zu ersetzen und drei Schornsteine abzubauen.

Aus Gründen der Statik war es erforderlich, im gesamten Saal eine zusätzliche Überdecke zu betonieren und das Treppenhaus im Erdgeschoß massiv aufzumauern. Die hierzu notwendige Baugenehmigung war mit weiteren Auflagen zum Brandschutz und zu den Fluchtwegen verbunden.

Zur der Sanierung der Außenwände musste ein Teil der dort vorhandenen Holzschindeln und Asbestplatten entfernt werden. Um das Erscheinungsbild von der Straße her zu erhalten, wurde an dieser Seite eine dem alten Bild nahe kommende Schindelung vorgesehen. Für den nachträglich hinzu gekommenen Giebel wählte man eine kostengünstigere Zedernschindelung, die man zum Schutz der Bausubstanz auch an der Rückseite des Gebäudes anbrachte.

Zusätzlich zu den zwingend notwendigen Renovierungs- und Umbaumaßnahmen bezog man die Theaterbühne mit in die Renovierungsmaßnahmen ein, um die Nutzungsvielfalt des Saals zu erhalten.

Weiterhin wurde die Toilettenanlage modernisiert und umgestaltet, um für den hinteren Ausgang mehr Platz zu schaffen.

Zum Schutz und Erhalt des Holztragwerks wurde an der Gebäudeaußenseite eine hinterlüftete Holzverschalung mit Schindeln gewählt und auch der Giebel am Dachaufbau erhielt nachträglich die gleiche Schindelung wie die Gebäudefront.

Die ursprüngliche Kläranlage neben dem Haus wurde abgebaut und verfüllt und das Gelände von Dach- und Hausabwässern trocken gelegt. Den vormals von einer Scheune überdeckten Gewölbekeller hinter dem Haus legte man frei, dichtete ihn von oben her ab und sah einen Notausgang vor, um diesen Keller als Jugendraum nutzen zu können.

Am Beginn der Renovierung waren die Gesamtkosten auf 525.000 DM veranschlagt, nach dem Abschluss lagen die abgerechneten Kosten bei 676.290 DM.

Um den Gemeindetreff in seinen jetzigen Zustand versetzen und für eine zukünftige Nutzung sinnvoll einrichten und gestalten zu können, bedurfte es eines sehr tatkräftigen, nerven- und entscheidungsstarken Kirchengemeinderats, einiger Nachfinanzierungen und vor allem sehr vieler freiwilliger Helfer und großzügiger Spender.

Für diese Arbeiten am Gemeindetreff waren 120 Männer und Frauen als freiwillige Helfer tätig, die ab dem 27.07.1996 an weit über 100 Tagen, teilweise in mehreren Gruppen eingesetzt waren und einschließlich des Erhalts des Gewölbekellers weit über 2.000 Arbeitsstunden verrichtet hatten. Viele der Spender gaben regelmäßige Beiträge und trugen zur Renovierung so die Summe von ### DM bei.

Seit dieser Renovierung wird der Treff von den in der Kirchengemeinde aktiven Gruppen zur Begegnung, als Vortrags- und Übungsraum sowie zu Festen genutzt. Auch sonstigen Gruppen, Familien und Einzelpersonen steht der Treff für Veranstaltungen, Feste oder Familienfeiern zur Verfügung.

Der „Schwarze Ball“ als Faschingsveranstaltung der Kirchengemeinde ist von der Festhalle in den Treff umgezogen und auch das Pfarrfamilienfest an Fronleichnam findet nun nicht mehr im Pfarrgarten, sondern auf dem Platz hinter dem Gemeindetreff statt.

Über die Einnahmen aus den bewirteten Veranstaltungen und den Vermietungen an Außenstehende ließen sich die laufenden Betriebskosten bisher abdecken.

Während der Renovierungsmaßnahmen in der Kirche diente der Saal mit der Bühne als Gottesdienstraum und konnte in diesem Zeitraum nicht in der bisher gewohnten Weise genutzt oder vermietet werden.