Pfarrkirche St. Georg zu Lauffen

Lauffen wird selbstständige Pfarrei

Durch die Säkularisation (1803) wurden die Klöster aufgehoben, die Klosterinsassen erhielten Entschädigungszusagen, die nur teilweise eingehalten wurden. Die Mönche wurden heimatlos und suchten nach Möglichkeiten seelsorgerlicher Arbeit, die ihnen zugleich eine neue Heimat verschaffen konnte. Eine Reihe von Seelsorgestellen im Lande wurde zu selbstständigen Pfarreien gemacht und mit solchen heimatlos gewordenen Mönchen besetzt.

Das kurfürstliche Landvogteigericht Rottweil richtete am 13. Juli 1803 an die dortige Stadtpfarrei ein Schreiben mit der Bitte, auf die von Lauffen kommenden Revenüen (Einkünfte aus dem Zehnten) zu verzichten zu Gunsten einer neuen Pfarrstelle, die in Lauffen errichtet werden sollte.

Die Verhandlungen mit dem Bischof von Konstanz waren schon vorher zu einem guten Abschluss gekommen. Das Stadtpfarramt Rottweil bejahte die Bitte des Kurfürsten, und so wurde Lauffen selbstständige Pfarrei unter der Bedingung, dass die Gemeinde Platz und Wohnung für einen Pfarrer schaffe („Pfarrhof“). Der Kurfürst Friedrich II. von Württemberg ernannte den ehemaligen Augustinermönch Anton Schmeh zum ersten Pfarrer unserer neu errichteten Pfarrei. Schon am 16. Juli 1803 trat er sein neues Amt an. Er wohnte zunächst bei seinem Bruder Hippolith Schmeh, der hier früher Müller war, aber im Jahre 1802 ein Haus baute und eine Wirtschaft betrieb, heutiges Gasthaus „Zum Hirschen“.

 

Der Kirchenbau von 1904

Unsere Rokokokirche ging mit in die neue Zeit herein und diente sehr lange den Bedürfnissen der Pfarrgemeinde. Doch die Bevölkerungszahl wuchs ständig. Im Jahre 1812 zählte die Gemeinde 472 Seelen, im Jahre 1835 schon 640 und die Volkszählung des Jahres 1900 nannte 707 Einwohner Lauffens, darunter 687 Katholiken.

Das alte Gotteshaus genügte nicht mehr. Es konnte die große Zahl der Katholiken nicht mehr aufnehmen und war außerdem in schlechtem baulichen Zustand. Man musste an einen Neubau denken und darauf hin arbeiten. Ein Kirchenbaufonds wurde schon von Pfarrer Biggel ins Leben gerufen, hat aber unter dem folgenden Pfarrer Klaus keine besonderen Fortschritte gemacht. Mit einem leichten Schmunzeln wird der Leser vernehmen, welche Begründung die Gemeindechronik dafür angibt: „ Weil der Verstorbene (Pfarrer Klaus) ein herzensguter Mann war, so wollte bzw. konnte er die Bürgerschaft zum Beisteuern des Kirchenbaufonds nicht belästigen.“ Sein Nachfolger, Pfarrer Kramer, nahm sich mit Energie des Kirchenbaus und natürlich zunächst in erster Linie der angelegten Kirchenbaukasse an. Er konnte das umso leichter tun, da die wirtschaftliche Lage der Bürger ordentlich war. Die Chronik meldet, dass „der Geschäftsgang in den Fabriken in höchster Blüte war“, so dass alle Arbeitswilligen Arbeit und gutes Einkommen finden konnten. Das wirkte sich günstig für den Kirchenbaufonds aus. Die vielen Sonderspenden einzelner Arbeiter und Arbeiterinnen, das regelmäßig von allen gegebene Monatsopfer der Bürgerschaft, das monatlich etwa 400 Mark einbrachte, sowie die aus anderen Quellen fließenden Gelder, rückten die Kirchenbaupläne in erreichbare Nähe. Die Nachbargemeinden stifteten z.B. gleich zum Anfang 1200 Mark.

Bischof Wilhelm von Keppler kam am 1. Mai 1900 anlässlich seiner Firmungsreise nach Lauffen, besah sich die alte Kirche, sprach zur versammelten Gemeinde und ermunterte sie zum Zusammenhalten, damit der dringend notwendige Kirchenbau durchgeführt werden könne.

Am 5. August 1902, als die Finanzierung gesichert war, beschloss der Kirchenstiftungsrat endgültig den Bau einer neuen Kirche und die Beibehaltung des alten Turmes.

Die Planung wurde dem Architekten Cades aus Stuttgart übertragen. Die Baupläne erhielten am 5. September 1903 die Genehmigung des bischöflichen Ordinariates und der Kreis-Baubehörde. Am 30. November 1903 konnten die Arbeiten für den Rohbau vergeben werden. Die Schmiedearbeiten wurden dem einheimischen Schmiedemeister German Bernhard übertragen, die Schlosserarbeiten dem Schlossermeister Lemperle von hier, während alle anderen Arbeiten von auswärtigen Firmen durchgeführt wurden.

König Wilhelm II. von Württemberg genehmigte auf Bitten des Pfarramtes Lauffen eine Kirchenbaulotterie zu Gunsten des Kirchenbaus. Die Lose wurden alle verkauft. Am 22. Dezember 1903 fand auf dem Rathaus die Ziehung statt. Sämtliche Hauptgewinne fielen leider nach auswärts, doch brachte die Lotterie immerhin

25 833 Mark ein. Am 21. März 1904 wurde mit dem Neubau begonnen. Am 23. März erfolgte bei strömendem Regen die Grundsteinlegung.

Die am Kirchenbau beschäftigten Arbeiter waren 50 Prozent Deutsche und 50 Prozent Italiener.

Die Arbeit schritt rüstig vorwärts. Mitte Juni konnte bereits das Richtfest gefeiert werden. Am 17. Juli 1905 weihte Bischof Wilhelm von Keppler die neue Kirche ein. Er äußerte sich sehr befriedigt über das gelungene Werk. Schutzpatron der Kirche blieb der Hl. Georg. Der Hochaltar schließt Reliquien des Hl. Reparatus und der Hl. Fausta ein.